Monocam-Überwachung: Warum RLP Handysünder blitzt und NRW noch zögert

Neue Monocam-Handyblitzer: Während RLP die KI-Überwachung auf A60 & A61 startet, fehlt in NRW die Rechtsgrundlage. Die Fakten zur neuen Technik & den Bußgeldern.

31.10.2025, 17:07 Uhr Redaktion
Wer mit dem Handy am Steuer telefoniert, riskiert bald in mehreren Bundesländern erwischt zu werden.
Wer mit dem Handy am Steuer telefoniert, riskiert bald in mehreren Bundesländern erwischt zu werden.

Handyblitzer Monocam breitet sich aus: Wie KI-Technologie Handysünder jagt

Ablenkung am Steuer gehört zu den häufigsten Unfallursachen. Um die Einhaltung des Handyverbots effektiver zu kontrollieren, setzen deutsche Behörden auf eine neue, umstrittene Technologie: die Monocam. Dieses KI-gestützte Überwachungssystem, das ursprünglich in den Niederlanden entwickelt wurde, ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Während Rheinland-Pfalz die Technologie bereits regulär nutzt, beobachten weitere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen die Erfahrungen sehr genau. Autofahrende werden dabei teils mit einem neuen Piktogramm „Überwachung Handyverbot“ auf die Kontrolle hingewiesen.

Rheinland-Pfalz: Der Vorreiter – Regulärer Einsatz seit Juli 2025

Rheinland-Pfalz ist das erste und bisher einzige Bundesland, das die Monocam-Systeme regulär einsetzt und dafür die rechtlichen Grundlagen geschaffen hat.

  • Neues Gesetz: Eine Novelle des Polizeigesetzes im März 2025 schuf die rechtliche Basis. Die Anpassung war notwendig, da die Monocam personenbezogene Daten erhebt und speichert, was einen Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung darstellt.
  • Aktuelle Einsatzorte (seit Juli 2025): Die Kameras sind an zwei Standorten auf Autobahnen im Einsatz: auf der A60 bei Ingelheim (Richtung Mainz) und auf der A61 bei Gundheim (Richtung Koblenz/Köln).

NRW und andere Bundesländer im Visier: Prüfung statt Einführung

Obwohl die Monocam-Technologie das Potenzial hat, die Verkehrssicherheit durch erhöhten Kontrolldruck zu verbessern, ist die Einführung in anderen Ländern noch ungewiss.

  • Nordrhein-Westfalen (NRW): Das NRW-Innenministerium befindet sich im stetigen Austausch mit der Polizei in Rheinland-Pfalz, um die dort gemachten Erfahrungen zu bewerten. Eine Einführung ist derzeit jedoch kein Thema, da die fehlende Rechtsgrundlage im Landespolizeigesetz dies verhindert.
  • Schleswig-Holstein: Auch das nördlichste Bundesland hat konkrete Überlegungen zum Einsatz der Monocam geäußert.
  • Hintergrund: Der flächendeckende Einsatz in ganz Deutschland ist erst möglich, wenn die jeweiligen Landesparlamente die notwendigen gesetzlichen Grundlagen geschaffen haben.

So funktioniert die Monocam: KI-Überwachung und Warnschilder

Die Funktion der Monocam ist technisch hochentwickelt und zielt darauf ab, die Unfallgefahr durch Ablenkung zu senken. Experten schätzen, dass jeder dritte Unfall im Straßenverkehr durch Ablenkung entsteht. Die Auswertung erfolgt in drei präzisen Schritten:

  • Schritt 1: Live-Erfassung und KI-Analyse (Echtzeit)
    Die Kamera filmt den Verkehr kontinuierlich. Eine KI analysiert diesen Videostream in Echtzeit auf zwei Kriterien: das Vorhandensein eines Mobiltelefons UND die verdächtige Handhaltung.
  • Schritt 2: Auslösung und Speicherung
    Nur wenn die KI beide Kriterien erkennt, wird der entsprechende Bildausschnitt oder eine kurze Sequenz des Fahrzeugs gespeichert. Unauffällige Fahrten werden sofort verworfen, es findet keine Vorratsdatenspeicherung statt.
  • Schritt 3: Menschliche Verifizierung (Danach)
    Die gespeicherten Verdachtsfälle werden anschließend durch geschulte Polizisten manuell gesichtet und verifiziert, um eine hohe Beweiskraft zu gewährleisten.

Drohende Sanktionen: Das kostet Handy am Steuer

Die Sanktionen für die Handynutzung am Steuer sind im Bußgeldkatalog klar geregelt (§ 23 Abs. 1a StVO). Schon ein kurzer Blick auf das Handy kann bei hohen Geschwindigkeiten zu einem langen „Blindflug“ führen.

Verstoß Bußgeld Punkte Fahrverbot Einspruch
Handy am Steuer als Autofahrer 100 € 1 - Kostenlos prüfen
Handy am Steuer mit Gefährdung 150 € 2 1 Monat Kostenlos prüfen
Handy am Steuer mit Sachbeschädigung 200 € 2 1 Monat Kostenlos prüfen
Handynutzung als Kraftfahrer/in
Handynutzung mit Gefährdung
Handynutzung mit Sachbeschädigung




Blitzer in Deutschland