Messfehler: Wie anfällig sind Blitzer?
Mobile und stationäre Blitzer sind anfällig für Messfehler, die einen Einspruch begünstigen. Wir geben Ihnen einen Überblick über die gängigen Messgeräte und Ihre Anfälligkeit für Messprobleme.
Was versteht man unter Messfehlern bei Blitzern?
Ein Messfehler beschreibt jede Ungenauigkeit oder Abweichung im Rahmen von Geschwindigkeits-, Rotlicht- oder Abstandsmessungen. Obwohl die eingesetzten Messgeräte (wie Radaranlagen und Laserscanner) von der PTB (Physikalisch-Technische Bundesanstalt) zugelassen sind, können Fehler durch technische Mängel, falsche Bedienung oder äußere Einflüsse entstehen. Diese Fehler sind die häufigste Grundlage, um einen Bußgeldbescheid erfolgreich anzufechten.
Um mögliche Fehlerquellen bei der Messung auszugleichen, wird grundsätzlich ein Toleranzabzug vorgenommen. Bei Geschwindigkeiten unter 100 km/h beträgt der Toleranzabzug in der Regel 3 km/h; bei über 100 km/h sind es 3 % der gemessenen Geschwindigkeit. Dies ist jedoch die gesetzliche Mindesttoleranz – tatsächliche, höhere Fehler müssen gesondert nachgewiesen werden.
Gerätespezifische Fehler und Urteile
Die größten Angriffspunkte für Messfehler liegen oft in der Eichung, der Software und der Speicherung von Rohmessdaten. Bei folgenden, häufig eingesetzten Geräten haben Gerichte bereits Probleme festgestellt:
PoliScan Speed & FM1
Sind die PoliScan-Blitzer (Vitronic) nicht korrekt kalibriert, kann es zu erheblichen Messfehlern kommen. Bei einer Messreihe wurde eine durchschnittliche Abweichung über 10 km/h entdeckt. Ein Urteil des Landesrechts Baden-Württemberg (16.01.2023, 1 VB 38/18) bestätigte, dass ungenaue Kalibrierungen zu signifikanten Messabweichungen führen können.
TraffiStar S350
Beim TraffiStar S350 ist die Speicherung von Rohmessdaten strittig. Das Verfassungsgerichtshof Saarland (05.07.2019 – Lv 7/17) stellte fest, dass die Messergebnisse unverwertbar sein können, wenn die notwendigen Rohmessdaten zur Überprüfung des Messvorgangs nicht transparent gespeichert werden.
ESO 3.0 / 8.0
Bei den Einseitensensor-Blitzern (Messung mit Lichtschranke) ist die softwarebedingte Nichtspeicherung von Messdaten ein häufiger Kritikpunkt. Nach einem Software-Update beim ESO 8.0 werden die Daten nach Auskunft der PTB seit 2020 nicht mehr gespeichert, obwohl dies technisch möglich wäre. Dies kann die Überprüfung erschweren und in Einzelfällen zur Unverwertbarkeit führen.
Typische Fehler nach Messgerät
| Blitzertyp / Verfahren | Mögliche Fehlerquellen & Auswirkungen |
|---|---|
| Mobile Lasermessungen (Pistolen) | Falsche Visierung durch Bedienpersonal; Fehlerhafter Toleranzabzug (oft 5 % erforderlich); Unzureichende Dokumentation. |
| Multanova 6F | Fehlerhafte Einstellung der Radarantenne; Interferenzen durch andere elektronische Geräte; Probleme mit der Stromversorgung. |
| Schwarzlichtblitzer (Tunnel) | Fehlerhafte oder unzureichende Beleuchtung; Störungen durch andere Lichtquellen; Probleme bei der Fahrzeug-Identifikation. |
| Koaxialkabel & Piezosensoren | Abnutzung der Kabel; Probleme mit der Signalübertragung; Fehlerhafte Installation führt zu falscher Fahrzeug-Identifikation. |
| Geschwindigkeitsmessung durch Nachfahren | Hohe Fehleranfälligkeit, daher Toleranzabzug bis zu 20 % möglich; Fehlerhafter Abgleich der Videodaten. |
Häufige Bedien- und Anwendungsfehler
Besonders bei mobilen Geräten sind Fehler durch unsachgemäße Anwendung wahrscheinlich:
- Falsche Zielerfassung (Visierung): Bei Lasermessungen muss das Messgerät exakt auf das Kennzeichen des Fahrzeugs ausgerichtet sein. Zielen auf eine falsche Stelle (z.B. Windschutzscheibe) kann die Messung verfälschen.
- Verstoß gegen Aufstellvorschriften: Ein Radargerät kann fehlerhaft messen, wenn es zu nah an reflektierenden Oberflächen (Leitplanken, Metallschildern) positioniert ist.
- Nicht-Einhaltung des Mindestabstands zum Verkehrszeichen: Messungen, die zu dicht hinter einem die Geschwindigkeit begrenzenden Verkehrszeichen durchgeführt werden, können unzulässig sein, da dem Fahrer keine angemessene Reaktionszeit zugestanden wird. Die Vorschrift ist je nach Bundesland unterschiedlich und kann zwischen 0 und 250 Meter betragen.
Liegen Messfehler vor, kann ein Einspruch eine Strafe bei Geschwindigkeitsüberschreitungen als auch bei Rotlichtverstößen und Abstandsverstößen verhindern.
Kostenloser Blitzer-Check
Insbesondere bei Messungen mit Geräten, die keine Rohmessdaten speichern, oder bei offensichtlichen Bedienfehlern können Anfechtungen erfolgreich sein. Nur mit Akteneinsicht können diese Fehler nachgewiesen und Ihr Bußgeldbescheid gekippt werden.
Zum Blitzer-CheckQuellen & weitere Infos:
- Rechtsprechung (Beispiele): VGH Saarland, OLG-Urteile zu PoliScan Speed.
- Zulassung: Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB).