Online-Anhörung: Bußgeldstellen mit digitalem Service

Wann erhalten Sie einen Anhörungsbogen von der Behörde?

Einen Anhörungsbogen erhalten Sie in der Regel, wenn Ihnen eine Ordnungswidrigkeit im Straßenverkehr vorgeworfen wird und die Behörde noch nicht sicher ist, wer der Fahrer zum Zeitpunkt des Verstoßes war. Dies ist oft der Fall, wenn das Fahrzeug geblitzt wurde oder eine andere Verkehrsregelverletzung festgestellt wurde, aber der Fahrer nicht direkt identifiziert werden konnte.

Typische Situationen, die zum Erhalt eines Anhörungsbogens führen, sind:

• Geschwindigkeitsüberschreitungen: Wenn Sie zu schnell gefahren sind und geblitzt wurden, versendet die Bußgeldstelle eine Anhörung im Bußgeldverfahren ab einer Überschreitung von 16 km/h. Nur wenn der Fahrer nicht zugeordnet werden kann, wird zunächst ein Zeugenfragebogen versendet, z.B. wenn der Fahrer auf dem Foto von dem Halter abweicht, z.B. wenn der Ehepartner gefahren ist oder bei einer Fahrt mit einem Firmenwagen.
• Rotlichtverstöße: Auch bei einem Rotlichtverstoß, der durch Blitzer dokumentiert wird, kann ein Anhörungsbogen versendet, um dem Betroffenen die Möglichkeit zu geben sich zum Vorwurf zu äußern.
• Abstandsverstöße: Bei Nichteinhaltung des vorgeschriebenen Sicherheitsabstands, insbesondere wenn dies durch Videoüberwachung festgestellt wird, kann ebenfalls ein Anhörungsbogen folgen. Details finden Sie unter unserer Informationsseite zum Abstandsverstoß.
• Handy am Steuer: Wenn Sie beim Telefonieren oder Nutzen eines elektronischen Geräts am Steuer erwischt wurden, kann dies ebenfalls zu einem Anhörungsbogen führen. Informieren Sie sich hier: Handy am Steuer.

Der Anhörungsbogen dient dazu, Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zum Vorwurf zu äußern, bevor ein Bußgeldbescheid erlassen wird. Er ist ein wichtiger Schritt im Bußgeldverfahren. Eine umfassende Übersicht über verschiedene Strafen im Straßenverkehr finden Sie auf blitzerkatalog.org.

Vorteile und Nachteile der Online-Anhörung

Die Online-Anhörung bietet sowohl klare Vorteile als auch einige Punkte, die Sie beachten sollten:

So funktioniert die Online-Anhörung Schritt für Schritt

Der Prozess der Online-Anhörung ist in der Regel standardisiert und läuft wie folgt ab:

• Zugang zur Plattform: Sie erhalten mit Ihrem Anhörungsbogen oder Bußgeldbescheid einen Link und/oder QR-Code, der Sie direkt zur Online-Anhörungsplattform der zuständigen Bußgeldstelle führt.
• Login mit Zugangsdaten: Auf der Webseite müssen Sie sich in der Regel mit spezifischen Daten, die auf Ihrem Schreiben vermerkt sind, einloggen. Dies sind meist:
  • Das Aktenzeichen Ihres Vorgangs
  • Das Datum des Verstoßes
  • Ein persönlicher Code oder Passwort
  Achten Sie darauf, diese Daten korrekt einzugeben, um Zugang zu erhalten.
• Einsehen der Details: Nach dem Login können Sie alle Details zu Ihrem Vorwurf einsehen, darunter:
  • Den Tatvorwurf und die Rechtsgrundlagen
  • Datum, Uhrzeit und Ort des Verstoßes
  • Das Beweisfoto (Blitzerfoto), falls vorhanden
  • Die gemessene Geschwindigkeit und den Toleranzabzug
• Stellungnahme abgeben: Sie haben die Möglichkeit, sich zum Vorwurf zu äußern. Dies kann beinhalten:
  • Angaben zur Person des Fahrers (falls Sie nicht selbst gefahren sind)
  • Die Anerkennung des Verstoßes
  • Das Vorbringen von entlastenden Umständen (z.B. Notstand)
  • Einen Einspruch (in manchen Systemen direkt, sonst per Post oder Anwalt)
  Wichtig: Überlegen Sie genau, welche Angaben Sie machen. Eine voreilige oder unbedachte Stellungnahme kann Ihre Verteidigungschancen beeinträchtigen.
• Anhänge und Dokumente: Einige Plattformen erlauben das Hochladen von Dokumenten, wie z.B. Scans Ihres Führerscheins oder ärztliche Atteste.
• Abschluss und Bestätigung: Nach dem Absenden Ihrer Angaben erhalten Sie in der Regel eine Bestätigung über den Eingang Ihrer Stellungnahme. Speichern Sie diese Bestätigung für Ihre Unterlagen.

Unser Tipp:

Dokumentieren Sie jeden Schritt Ihrer Online-Anhörung. Machen Sie Screenshots von wichtigen Seiten und speichern Sie die Bestätigung über Ihre Eingaben. Das kann im späteren Verlauf des Verfahrens hilfreich sein.

Wann lohnt sich ein Einspruch gegen den Bußgeldbescheid?

Auch wenn die Online-Anhörung den Prozess bequemer macht, bedeutet dies nicht, dass Sie Ihre Schuld automatisch anerkennen sollten. Ein Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid kann sich aus verschiedenen Gründen lohnen, insbesondere wenn:

• Ihnen ein Fahrverbot droht.
• Sie Punkte in Flensburg erhalten sollen.
• Das Bußgeld sehr hoch ist.
• Sie Zweifel an der Richtigkeit der Messung haben (z.B. bei unklarem Blitzerfoto, dichtem Verkehr, Verdacht auf technischen Fehler des Messgeräts).
• Sie der Meinung sind, dass das verwendete Messgerät nicht ordnungsgemäß geeicht war oder der Bediener Fehler gemacht hat.
• Es sich um eine mobile Messung handelte, bei der die korrekte Aufstellung des Geräts entscheidend ist.

Ein Fachanwalt für Verkehrsrecht kann Akteneinsicht beantragen, die Messdaten, Eichscheine und Protokolle prüfen und so potenzielle Fehler aufdecken, die zur Einstellung des Verfahrens oder zu einer Reduzierung der Strafe führen können.